Kunstwerk des Monats November
03. November 2024
Zarte Feder, dynamische Gebärden, leere Fläche – Die Handzeichnung ‚Diana im Bade’ (1590-1600) von Antonius Eisenhoit
Vorgestellt von
Über das Leben des Kupferstechers und Goldschmiedekünstlers Antonius Eisenhoit (1553/54—1603) wissen wir wenig. Indirekt sind Informationen durch seine Zeitgenossen sowie die Goldschmiedearbeiten selbst überliefert. In diesem Zusammenhang sei hier zunächst eine Auswahl gegeben: Die Illustrationen in Michele Mercatis Metallotheca Vaticana unter Papst Gregor XIII. sowie nachweisbar ab 1580 die Sternbildgravuren auf den Himmelsgloben und Amillarsphären von Jost Bürgi für den Landgrafen Wilhelm IV. von Hessen-Kassel. Zahlreichen Auftragsarbeiten entstanden seit 1587 für den Paderborner Fürstbischof Dietrich von Fürstenberg, darunter die silbernen Altargerätschaften für die Schlosskapelle der Familie von Fürstenberg. Heute sind um die 23 Handzeichnungen von Eisenhoit bekannt. Mit Ausnahmen signierte er jene nicht, daher könnten sie ihm nur zur Vorbereitung für die eigentlichen (Kunst-)Werke gedient haben. So wird sein Künstlerselbstverständnis durch eine Unterschrift auf einer Quittung mit „Antonius Eisenhoit / Bürger und Goldschmied zu Warburg“ ganz programmatisch. Die Handzeichnung im Göttinger Besitz gibt „Diana im Bade“ aus Ovids Metamorphosen (3. Buch, 155–189) wieder und ist fein mit Feder in Braun über Spuren von Rötel auf Büttenpapier gezeichnet. Das Blattmaß beträgt 136 x 182 mm. Acht weibliche Akte sind in unterschiedlichen Modi als Ganzfiguren halbkreisförmig um eine männliche Aktfigur auf der linken Blatthälfte organisiert, sodass Tiefenräumlichkeit zusätzlich der variierenden Perspektive entsteht. Die Konturen sind regelmäßig ausgeführt. Plastizität wird durch kleinteilige Binnenschraffuren und dazu vertikale Parallelschraffuren mit leichter Krümmung in gleichbleibenden Abstand erzeugt. Die lebendigen Körpergebärden entsprechen dem Typus der Figura serpentinata. Ikonographische und stilistische Vergleiche mit den Kupferstichen der „Folge der acht Tugenden“ (1591), die Handzeichnung „Das Urteil des Paris“ (1599?) sowie der Berücksichtigung des Sujets weisen auf eine Entstehung zwischen 1590—1600 hin. Die Funktion des Blattes ist ungewiss, möglicherweise diente es als Entwurf für eine Silberschale oder einen Kelch.